Die Auswertung des vergangenen Juli-Ringversuchs zur Bakteriologie B INSTAND sollten inzwischen alle Praxen bekommen haben. Die meisten Praxen hatten hier wenig Schwierigkeiten bei der Identifizierung, allerdings umso mehr mit dem Antibiogramm bzw. der Empfindlichkeitsprüfung. Dadurch, dass seit Anfang des Jahres die zu testenden Antibiotika nicht mehr klar vorgegeben sind, sondern aus einer Liste herausgesucht werden müssen, fragen sich die Praxen oft, wie viele und welche Antibiotika zu testen sind.
Grundsätzlich können in der Regel nicht alle Antibiotika aus der Liste bei einem Keim getestet werden. Hat man einen gramnegativen Keim, können natürlich nicht diejenigen Antibiotika getestet werden, die nur für Grampositive gedacht sind. Hat man einen Pseudomonas, können nicht die Antibiotika getestet werden, die ausschließlich für den E. coli vorgesehen sind etc. Dadurch schränkt sich die Auswahl erstmal ein.
INSTAND e.V. gibt außerdem noch eine Mindestanzahl an Antibiotika vor, die getestet werden sollte. Diese Anzahl von z.B. mindestens 6 Antibiotika bei Keim 1 oder mindestens 7 Antibiotika bei Keim 2 (wie bei dem vergangenen Ringversuch) muss also auf jeden Fall getestet werden (jedes Antibiotikum weniger ergibt sofort einen Fehler). Darüber hinaus können natürlich weitere Antibiotika getestet werden, theoretisch bis zur maximalen Menge, die möglich wäre (alle Antibiotika aus der INSTAND-List, die nach Norm beim Keim austestbar sind).
Bei der Auswertung ist dann allerdings diese Anzahl an getesteten und angegebenen Antibiotika mitentscheidend. Denn das Antibiogramm gilt als bestanden, wenn mindestens 85% der maximal möglichen Punkte erreicht werden. Als maximal mögliche Punktzahl gilt hier die Anzahl an angegebenen Antibiotika. Hat man also beim vergangenen Ringversuch die Mindestanzahl von 13 Antibiotika (von Keim 1 und Keim 2, bei Keim 3 war diesmal keine Testung nötig) angegeben, mussten 11,5 Punkte erreicht werden, um zu bestehen. Wurden mehr Antibiotika als die Mindestanzahl angegeben, mussten entsprechend mehr Punkte erreicht werden. Als Beispiel: Wurden insgesamt 16 Antibiotika angegeben (also 3 mehr als die zu testende Mindestanzahl), dann mussten 14 Punkte erreicht werden für ein Bestehen. Dabei gilt, für jede richtige Angabe im Antibiogramm gibt es einen Punkt. Liegt man eine Resistenzstufe darüber bzw. darunter – sofern möglich (wenn man z.B. Intermediär angegeben hat, aber der Keim reagiert eigentlich Sensibel auf das Antibiotikum), gibt es zumindest noch einen halben Punkt (Vorsicht: Gibt man aber eine Resistenzstufe an, die für den Keim gar nicht vorhanden ist, dann gibt es immer eine vollen Fehler, also Null Punkte).
Die Latte zum Bestehen ist mit 85% dann natürlich auch sehr hoch gelegt. Abzuwägen ist daher auch immer, wie viele Antibiotika man angibt. Gibt man nur die Mindestanzahl an, dann kann man sich (fast) keinen Fehler leisten. Gibt man mehr Antibiotika als gefordert an, sind theoretisch mehr Fehler möglich – allerdings erhöht sich damit auch die Anzahl der möglichen Fehlerquellen.
Unsere Empfehlung ist es hier, alle möglichen Antibiotika, die in der Praxis vorhanden sind und bei dem Keim getestet werden können, auch zu testen. Anschließend schaut man, wie sicher das Ergebnis ist. Ist man sich unsicher über die Hemmhofgrenze oder die Trübung (vielleicht, weil man zweimal getestet hat und auch zwei verschiedenen Ergebnisse hat) oder liegt der gemessene Hemmhof knapp an der Grenze zur nächsten Resistenzstufe, sollte man dieses Ergebnis lieber nicht angeben. Das gilt natürlich nur, wenn man auch genügend Antibiotika getestet hat, um die Mindestanzahl zu erreichen. Besteht genügend Sicherheit bei der Auswertung, dann kann man gerne 1-2 zusätzliche Antibiotika angeben. Das erhöht die zu erreichende Maximalpunktzahl und man kann sich entsprechend mehr Fehler leisten.
Wer möchte, kann sich mit seiner Auswertung des Ringversuchs an uns wenden. Wir werfen gerne einen Blick darauf und schauen, woran es evtl. gehapert hat. Auch möchten wir in diesem Zusammenhang auf unser Online-Seminar Antibiogramm hinweisen, dass diese Woche am 18.08.2021 stattfindet (DIAGWISS_Termine_Online_Seminare_RAS-ID_AB_2021). Hier gehen wir allgemein auf das Antibiogramm ein und erläutern unter anderem dann auch ganz speziell die Auswahl an Antibiotika (die ja auch wichtig bei jedem Ringversuch zum Bestehen ist). All denjenigen, die allgemein etwas mehr über die Ringversuche erfahren möchten bzw. sogar ganz konkrete Fragen dazu haben, sei unsere Virtuelle Sprechstunde am 08.09.2021 ans Herz gelegt. Diese ist für alle URMI-Mitglieder kostenfrei.